Besuch auf einer Baustelle hoch über dem Vierwaldstättersee, wo auf nahezu 1'500 Metern über Meer eine neue Alpkäserei entsteht. Oswald Schnüriger (54) ist ein Bergbauer, der im Normalfall nicht allzu viele Emotionen zeigt und nur redet, wenn es sein muss. Doch jetzt, an diesem trüben, nassen Frühsommertag, steht er mit leuchtenden Augen in der Alpkäserei Rigi First und sagt: «In 14 Tagen wird hier zum ersten Mal gekäst und die Feriengäste können sogar dabei zusehen. Es ist wieder Beginn einer neuen Zeit.»
Das war Ende Mai, und inzwischen liefern Schnüriger und neun andere kleine Alpbetriebe ihre Milch nicht mehr in einen anonymen Verarbeitungskanal im Unterland. «Dafür ist diese hervorragende Milch viel zu wertvoll», sagt der Rigi-Alpkäser Basil Imlig (35). «Die Kühe hier oben sind ständig im Freien und können sich auf der Weide Blumen und Kräuter schmecken lassen, die es im Tal nur inden Gärten gibt. Solche Milch zu veredeln, macht einfach Freude.»
Rigi ohne Alpweiden?
Das Projekt Alpkäserei Rigi entstand vor sieben Jahren. «Meine Kollegen und ich wollten einfach nicht mehr länger zusehen, wie mit unserer Milch auch die Wertschöpfung ins Unterland floss», erinnert sich Schnüriger. «Jeder von uns hat eine kleine Alp, deren Betrieb für sich allein kaum rentabel ist.» Die Bauernfamilien schlossen sich zusammen. Sie gründeten die Alpkäserei Rigi First AG, machten Schnüriger zum Präsidenten und planten, rechneten – und rechneten nochmals. «Wir wollten eine Alp, die nicht nur Alpkäse, sondern auch Spezialitäten wie Weichkäse, Mutschli und Ziegenkäse herstellt.» Die Alpbauern denken dabei an die nächsten Generationen, die hier oben wirtschaften sollen, aber auch an die touristische Zukunft der ganzen Region. «Wenn nichts passiert, ist die Alpwirtschaft kaum überlebensfähig. Und eine Rigi ohne Alpweiden, ohne Kühe – das will man sich nicht vorstellen.»
Die Coop-Kundinnen und Kunden helfen mit
Doch alles Rechnen half nichts – das Geld reichte nicht. «Wir wandten uns daruman die Coop Patenschaft für Berggebiete, reisten mit klopfenden Herzen nach Basel, legten dort den Verantwortlichen unsere Pläne dar – und warteten.» Dann kam der positive Entscheid. Die Coop Patenschaft sagte ja, und nun steht auch die 1.-August-Aktion dieses Jahr im Zeichen der Alp Rigi First: Ein Teil des Verkaufserlöses der 1.-August-Weggen und -Würste kommt direkt den Schweizer Bergbauern zugute. Den Rigi-Bauern muss bei diesen Nachrichten wohl ein Stein so schwer wie die Rigi selbst von der Seele gerollt sein. Denn jetzt ist es endlich soweit: Bis Ende des Sommers wird der Käser Basil Imlig gegen 30 Tonnen Alp- und Spezialkäse herstellen. Den lagert er im neuen Käsekeller, und im Winter bringt er ihn mit dem Hornschlitten hinunter ins Tal.
Text Franz Bamert Fotos Heiner H. Schmitt (Coop Zeitung 29/2025)